Unterschiede zwischen Frauen und Männern im Digitalisierungsgrad
Die aktuell vorgelegte Studie zum „Digital Gender Gap“ zeigt spürbare Unterschiede zwischen Frauen und Männern im Digitalisierungsgrad aber auch in der Arbeitswelt hinsichtlich technischer Ausstattung und Möglichkeiten zum flexiblen Arbeiten auf.
Der „Digital Gender Gap – Lagebild zu Gender(un)gleichheiten in der digitalisierten Welt“ ist eine gemeinsame Sonderauswertung des „D21-Digital-Index 2018 / 2019“ durch die Initiative D21 und das Kompetenzzentrum Technik-Diversity-Chancengleichheit e. V. Die Studie untersucht, in welchem Umfang die Geschlechter die Digitalisierung adaptieren, nimmt Ursachen und Zugangsbarrieren in den Blick und bietet Ansatzpunkte zur Überwindung der Genderungleichheiten
Darüber hinaus werden Empfehlungen gegeben, wie Akteur*innen m Bildungsbereich sowie in Unternehmen und Organisationen ihren Teil zu mehr Chancengleichheit in einer digitalisierten Arbeitswelt beitragen können.
Frauen im digitalen Abseits
Über alle soziodemgrafischen Merkmale hinweg erreichen Frauen einen geringeren Digitalisierungsgrad als Männer. Eine auf dem D21-Digital-Index basierende Typologie verortet Frauen überdurchschnittlich häufig in der Gruppe der „Digital Abseitsstehenden“. Entsprechend ist die Gruppe der „Digitalen Vorreiter“ überwiegend männlich besetzt. Dass die digitale Kluft entlang von Faktoren wie Alter, Bildung, Einkommen und eben auch Geschlecht verläuft, ist seit Langem bekannt. Die Analyse bietet aber neue Einsichten in den Grad des festgestellten "Digital Gender Gap".
Unterschiedliche Voraussetzungen in der digitalisierten Arbeitswelt
Auch im Berufsleben gibt es strukturelle Unterschiede: Männer arbeiten öfter im Homeoffice, sie sehen mobiles Arbeiten auch öfter als Frauen als Chance für eine bessere Vereinbarkeit von Arbeits- und Privatleben. Am Beispiel von Büroarbeitsplätzen zeigt sich zudem, dass in Vollzeit arbeitende Männer deutlich häufiger als Frauen mit mobilen Geräten ausgestattet sind und Zugang zu digitalen Anwendungen wie Videokonferenzsystemen erhalten. Verstärkt wird diese strukturelle Ungleichheit dadurch, dass weniger als ein Drittel der Vollzeitbeschäftigten (30 Prozent) angibt, keine Geräte oder Kollaborations-Tools zu haben, bei den Teilzeitbeschäftigten mit höherem Frauenanteil sind es beinahe die Hälfte (48 Prozent).
Strukturelle Ursachen für den Digital Gender Gap
Gefordert wird ein gezieltes digitales Empowerment von Mädchen und Frauen entlang der gesamten Bildungskette. Der Zugang zur Gestaltung digitaler Technologien wird Mädchen und Frauen durch Geschlechterklischees und traditionelle Rollenzuweisungen erschwert. Sie fehlen somit auch in den entsprechenden Ausbildungen und Studiengängen, in denen grundlegende Kompetenzen für Zukunftsberufe vermittelt werden.
Impulse für Gendergleichstellung in der digitalisierten Welt
Das Ziel der Studie „Digital Gender Gap“ ist es, Frauen im großen gesellschaftlichen Diskurs des digitalen Wandels differenzierter sichtbar zu machen, als es bisher erfolgte und hierzu Lösungsansätze aufzuzeigen. Von den Expert*innen wurden folgende Handlungsempfehlungen abgeleitet:
- Gendergerechte Qualitätsstandards für digitale Kompetenzen entwickeln: Für mehr Chancengleichheit sollen Aus- und Weiterbildungsangebote geschlechtsspezifische Sozialisationsprozesse und ihre Auswirkungen auf den Kompetenzerwerb sowie die Vielfalt innerhalb der Geschlechter berücksichtigen.
- Anreize für gendergerechte Zukunftskonzepte für digitale Arbeitsumgebungen setzen: Unternehmen, Verwaltungen und Organisationen, die alle ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gleichermaßen mit digitalen Werkzeugen und Anwendungen ausstatten, entsprechend schulen und damit attraktive flexible Arbeitsformen ermöglichen, sollten ausgezeichnet und sichtbar gemacht werden.
- Weiterbildungen zu digitalen Kompetenzen für pädagogische Fachkräfte gendergerecht gestalten: In Programmen zur Vermittlung digitaler Kompetenzen muss die jeweils lebensweltliche Perspektive von Frauen und Männern bzw. unterschiedlicher sozialer Rollen, die weiblich oder männlich konnotiert sind, berücksichtigt werden – entlang der gesamten Bildungskette.
Die Studie können Sie kostenlos als PDF-Dokument herunterladen.
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