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Theoretischer Hintergrund

Für uns ist die Aneignung von informations- und kommunikationstechnologischen (IKT)-Kenntnissen kein neutraler Vorgang, sondern unter Beachtung der bestehenden Geschlechterverhältnisse zu bearbeiten. Es lassen sich keineswegs eindeutige oder gar einheitliche geschlechtsspezifische Haltungen gegenüber Technologien begründen. Vielmehr sind die unterschiedliche Technologieaffinität und Technologiedistanz von Frauen und Männern ein Resultat der binären Geschlechterordnung.

Darauf verweist das so genannte Potenziale-Konzept, in dem Geschlecht als soziale Strukturkategorie betrachtet wird. Geschlechtszugehörigkeit besitzen wir nicht per se, sondern Geschlechtszugehörigkeit wird in Interaktionsprozessen immer wieder hergestellt.

Vom so genannten Defizit-/ Distanzansatz, der Frauen eine defizitäre und/ oder distanzierte Aneignungsstrategie im Umgang mit IKT-Technologien unterstellt, grenzen wir uns ab. Solche ein Ansatz geht von einem statischen Technik- oder Technologieverständnis aus und vernachlässigt soziale Faktoren, unter denen sich die technologische Entwicklung vollzieht.

Auch dem so genannten Differenzmodell, das die ‚frauenspezifischen Zugangsweisen' zur Technologie betont, stehen wir äußerst kritisch gegenüber, denn mit dem Blick auf die ‚Frauenspezifik' gerät man automatisch in die Gefahr, Formen der Aneignung von Frauen, die unter bestimmten gesellschaftlichen Bedingungen stattfinden, für etwas zu halten, was dem Geschlecht per se zuzuordnen ist.


Literaturtipp:
Thoma, Susanne, Berlin 2004,
Hrsg.: Frauen geben Technik neue Impulse e.V.,
Geschlechterperspektive bei der Vermittlung von Computer- und Internetkompetenz. Eine Bestandsaufnahme von Forschungsergebnissen