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Digitale Kompetenz fördert Gleichstellung

Der zunehmende Einsatz von Technologie öffnet insbesondere den Frauen neue Türen in die Berufswelt, erleichtert den Zugang zum Arbeitsmarkt und schafft neue Lösungen für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. 

Die Unternehmensberatung Accenture hat eine interessante internationale Befragung durchgeführt, die die älteren Studien des Unternehmens zu Karrieremöglichkeiten und beruflichen Perspektiven von Frauen ergänzt. Digitale Kompetenz – die Häufigkeit und Selbstverständlichkeit, mit der Menschen digitale Technologien in Beruf und Alltag nutzen – trägt dazu bei, dass sich die beruflichen Unterschiede zwischen den Geschlechtern angleichen.

Frauen profitieren stärker von digitalem Kompetenzzuwachs 

Die Studie zeigt außerdem, dass Frauen digitale Kompetenz besser in Bildungserfolg umsetzen können und dass die Beschäftigungsfähigkeit von Frauen mit digitaler Kompetenz schneller wächst als die der Männer. Wer die digitale Kompetenz von Frauen gezielt fördert, fördert damit auch die berufliche Gleichstellung zwischen den Geschlechtern.

Digitalisierung und digitale Kompetenz von Frauen reichen aber nicht aus, um die Gleichstellung der Geschlechter in der Arbeitswelt voranzubringen. Es bestehen weiterhin gesellschaftliche Hürden für Frauen in der Arbeitswelt. "Digital Fluency" hilft den Frauen zwar dabei, in ihrer Karriere schneller voranzukommen, jedoch bestehen weiterhin große Gehaltsunterschiede zwischen den Geschlechtern.
Zudem ist es noch nicht gelungen, den Abstand zu Männern in Führungspositionen zu verringern. 

Anhaltende Ungleichheit bei Gehältern

Männer sind überwiegend nach wie vor die Besserverdienenden. Zwar können Frauen wie Männer mit digitaler Kompetenz tendenziell höhere Gehälter erzielen – sie verringert jedoch nicht den Einkommensunterschied zwischen den Geschlechtern. 

Anhaltend niedriger Frauenanteil in Führungspositionen Der Anteil von Frauen in Top-Führungspositionen stagniert. Nur knapp 5 Prozent des globalen Führungspersonals der weltgrößten Unternehmen sind Frauen – je größer das Unternehmen, desto unwahrscheinlicher ist es, dass in der Top-Führungsebene eine Frau zu finden ist. Auch in Deutschland ist nur jede vierte Chefposition mit einer Frau besetzt – genau wie vor zehn Jahren.

Verbessert haben sich über 20 Jahre lediglich die Chancen für Frauen auf den zweiten und mittleren Führungsebenen, hier erreichen sie heute Anteile zwischen 30 und 40 Prozent. 

Deutschsprachige Länder haben Aufholbedarf In Deutschland, Österreich und der Schweiz gelingt es bisher nicht, die Potenziale digitaler Kompetenz im Bildungswesen und am Arbeitsmarkt voll zu entfalten. Hinzu kommen noch andere Aspekte: „Digital“ allein hilft Frauen nicht aus der Teilzeitfalle. Festgestellt wurde, dass im internationalen Vergleich in deutschsprachigen Ländern wenig Lust auf Führung vorherrscht. Daraus läßt sich schließen, dass Führungslust vor allem auch kulturell bedingt ist. Auch hätten die Frauen hier vergleichsweise wenig Vertrauen in ihre Führungskompetenzen. 

Der berufliche Aufstieg kann in vielen Teilen von digitaler Kompetenz gefördert werden, dass aber viele weitere Aspekte – das Zwischenmenschliche, das Ansehen oder schlicht der Wunsch, sich nicht Vollzeit einzubringen – durch gesellschaftliche und organisatorische Faktoren bestimmt werden. 

Aus den Ergebnissen lässt sich ableiten: 

Frauen müssen lernen, ihren Bildungserfolg noch stärker in beruflichen Erfolg zu übersetzen. Dabei könnte helfen zu erkennen, wie sehr digitale Kompetenzen am Arbeitsplatz und bei Arbeitgebern gefragt sind – und zu verstehen, wie sie noch besser für flexibles Arbeiten und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf genutzt werden können. 

Organisationen sind im nächsten Schritt gefordert, Karriere und Führung noch stärker als bisher auch in Teilzeit- oder Job-Sharing-Modellen zu denken und zu ermöglichen. Dazu gehört, die wachsende technologische Vielfalt aktiv zu nutzen, um vollständig orts- und zeitflexible digitale Arbeitsumfelder zu schaffen – die idealerweise einen stufenlosen Übergang von Teil- zu Vollzeit (und umgekehrt) ermöglichen. Aktive Förderung von Gleichstellung in Unternehmen bleibt ein wichtiges Thema: Klare Ziele für Frauenanteile zu beschließen, unbewusste Benachteiligung in alle Richtungen abzubauen. 

Aufgabe von Politik und Gesellschaft bleibt vor allem, zum Abbau kultureller Hürden beizutragen und einmal mehr familienfreundliche Strukturen zu schaffen (z.B. verbesserte Kinderbetreuung) sowie die Bemühungen den Erwerb digitaler Kompetenzen in die Lehrpläne von Schulen und Universitäten einzubetten, stärker fort- und umzusetzen. 

Link zum PDF-Download der Accenture-Studie: Getting to equal - Schließt Digitalisierung die Geschlechterlücke?