Wie kommen die Menschen mit dem digitalen Wandel, den sich stetig ändernden und wachsenden Anforderungen durch die Digitalisierung zurecht?
Das erhebt die repräsentative Studie D21-Digital-Index 2021/2022 der Initiative D21 in regelmäßigen Abständen. Die aktuelle Studie zeigt, dass die Menschen für die Herausforderungen des digitalen Wandels unterschiedlich gut gerüstet sind.
Digitalisierungsgrad steigt in allen Teilen der Bevölkerung – der Großteil kann digital mindestens mithalten, nur die Generation bis 1945 steht überwiegend im digitalen Abseits
Der Digitalisierungsgrad der Gesellschaft ist weiter gestiegen und liegt jetzt bei 63 von 100 Punkten (+3 Punkte im Vergleich zum Vorjahr). Einzelne Gruppen unterscheiden sich deutlich: Bürger*innen mit mittlerer Bildung holen weiter zu den hoch Gebildeten auf (67 zu 74 Punkte), dahinter liegen niedrig Gebildete mit 46 Punkten.
Große Unterschiede zeigen sich beim Alter: Die Generationen Z, Y und X weisen mit 75, 72 bzw. 70 Punkten einen hohen Digitalisierungsgrad auf, BabyboomerInnen und Nachkriegsgeneration mittlere Werte (58 bzw. 51 Punkte), die Generation bis 1945 (aktuell 76 Jahre oder älter) steht deutlich im digitalen Abseits mit 27 Punkten.
Auch Berufstätigkeit (Berufstätige insgesamt: 71 Punkte, BürojobberInnen: 78 Punkte, Nichtberufstätige: 52 Punkte) wirkt sich auf den Digital-Index aus.
Unterschiede zwischen Frauen und Männern werden dagegen zunehmend geringer (Frauen: 60 Punkte, Männer: 66 Punkte).
Digitale Nachhaltigkeit: Auswirkungen der Digitalisierung auf die Umwelt für Mehrheit schwer nachvollziehbar, die Bürger*innen haben kein klares Bild
Auch die Perspektive der Befragten auf die digitale Nachhaltigkeit wird untersucht. Dabei zeigt sich, dass es den Menschen nicht leichtfällt, die Auswirkungen der Digitalisierung auf die ökologische Nachhaltigkeit und die zugrundeliegenden Wirkzusammenhänge einzuschätzen. Ein gutes Drittel (34 Prozent) der Bevölkerung glaubt, dass die Digitalisierung insgesamt einen eher positiven Einfluss auf die Umwelt hat, ein weiteres gutes Drittel (35 Prozent) glaubt, dass negative Auswirkungen überwiegen.
Arbeitswelt: Digitale Kompetenzen essenziell – doch zu wenig bezahlte Fortbildungen, um Beschäftigte für neue Arbeitswelt zu befähigen
Das Bewusstsein für die Notwendigkeit digitaler Kompetenzen im Berufsleben steigt weiter: 79 Prozent der Befragten glauben, dass man ohne Grundkenntnisse der Digitalisierung kaum noch Chancen auf dem Arbeitsmarkt hat. Gleichzeitig denken nur 34 Prozent, dass Schulen ausreichende digitale Fähigkeiten vermitteln, um im internationalen Vergleich mithalten zu können. Insgesamt empfindet mehr als jede bzw. jeder Vierte (27 Prozent) ständigen Druck, mit den Entwicklungen der Digitalisierung Schritt halten zu müssen. Berufstätige stimmen hier deutlich häufiger zu als Nichtberufstätige (31 zu 20 Prozent), Teilzeitkräfte mit 35 Prozent noch häufiger.
Die Studie D21-Digital-Index bescheinigt der Bevölkerung insgesamt ein mittleres Niveau an digitalen Kompetenzen. Während Basiskompetenzen noch über alle Bevölkerungsgruppen hinweg weit verbreitet sind, sind komplexere Fähigkeiten deutlich geringer ausgeprägt und wenn, dann vor allem bei BürgerInnen mit hohem Bildungsniveau.
Beim Kompetenzerwerb liegen Fort- und Weiterbildung deutlich hinter informellem Lernen zurück. Nur 16 Prozent erhalten bezahlte Fort- und Weiterbildungen durch ArbeitgeberInnen, 17 Prozent greifen auf kostenlose Angebote zurück. 69 Prozent bringen sich hingegen neue Kompetenzen selbst durch Ausprobieren bei, 65 Prozent holen sich Hilfe bei Familie, Bekannten oder KollegInnen.
Digitalisierung wird zum Faktor des gesellschaftlichen Zusammenhalts:
- Digitale Teilhabe: Niedrig Gebildete und Ältere profitieren aus eigener Sicht deutlich seltener von der Digitalisierung
- „Digital Skills Gap“ besteht fort – höher Gebildete deutlich versierter
- Demokratie und Zusammenhalt: Nur 56 Prozent trauen sich zu, Desinformationen im Internet zu erkennen, 28 Prozent sehen in Digitalisierung eine Gefahr für die Demokratie
59 Prozent der Bürger*nnen haben das Gefühl, persönlich von der Digitalisierung zu profitieren. Dabei spielt Bildung eine entscheidende Rolle, nur eine Minderheit der Bürger*innen mit niedrigem Bildungsabschluss glaubt, von der Digitalisierung zu profitieren – aber eine deutliche Mehrheit der Menschen mit mittlerem oder hohem Bildungsabschluss. Auch das Alter spielt hier eine zentrale Rolle: Rund zwei Drittel oder mehr Menschen der Generationen X, also heute 41 bis 55 Jahre alt, oder jünger erkennen in der Digitalisierung einen Vorteil für sich, bei BabyboomerInnen und der Nachkriegsgeneration knapp die Hälfte und in der Generation bis 1945 nur noch ein Viertel.
82 Prozent der BürgerInnen nutzen mittlerweile soziale Medien – deren Einfluss auf die Gesellschaft wächst also immer stärker und die Technologie ist endgültig in der Breite der Gesellschaft angekommen. Das verändert die Art, wie die Menschen miteinander kommunizieren und Informationen austauschen und aufnehmen. Nur 56 Prozent der Befragten glauben, dass sie sicher Fehlinformationen erkennen können. 28 Prozent sehen in der Digitalisierung eine Gefahr für die Demokratie – in den neuen Bundesländern mit 34 Prozent sogar deutlich mehr.
Hier können Sie die wichtigsten Ergebnisse, Grafiken und die Studie als PDF-Dokument zum herunterladen.